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Test zu Die Siedler Online: Großer Name, was steckt dahinter?

Autor: Christian Hintze

Kurzinfos:

Getestetes Spiel: Die Siedler Online

Genre: Aufbaustrategie

Webseite: www.diesiedleronline.de

Wertung:  – zum Fazit

Spielteilnahme: Kostenlos (keine monatliche Gebühr)

Allgemeine Beschreibung

Wer die erfolgreiche deutsche Spielreihe „Die Siedler“ kennt und schätzt wird sich sicherlich gerne „Die Siedler Online“ anschauen wollen. Diese ist für ein Browserspiel gut gelungen und hat schon einige Preise einheimsen können. Natürlich gibt es auch hier einige Unterschiede zum sehr guten Original. Straßen sind z.B. nur Zierde und beschleunigen nicht den Warentransport.

Spielgeschehen und Gameplay

Wir starten auf einem eingegrenzten Bereich auf einer Insel mit der langfristigen Aufgabe eine mittelalterliche Stadt zu bauen und unser Territorium zu erweitern. Was über unsere Gebietsgrenzen hinausgeht muss erst nach und nach von uns erkundet werden. Hierfür haben wir mehrere Spezialisten zur Verfügung, die wir aussenden, um neue Gebiete zu erkunden oder auch neue Ressourcen zu entdecken. Sind angrenzende Gebiete unbesetzt, so können wir sie durch den Bau eines Lagerhauses für uns einnehmen und so unser Einflussgebiet erweitern. Gegen besetzte Gebiete helfen freilich nur die eigenen Truppen, Diplomatie gab es im finsteren Mittelalter schließlich nicht, zumindest nicht in Die Sieder Online.

Doch bis wir neue Gebiete an uns reißen starten wir mit nur einem Gebäude, dem Rathaus, welches bereits einige knappe Ressourcen lagert. Mit diesem Grundstock bauen wir zunächst eine Holzfällerhütte. Beim Gebäudebau zu beachten ist hierbei immer der Standort. Unser Holzfäller sollte einerseits nahe am Wald, andererseits aber auch nicht zu weit vom Rathaus entfernt gelegen sein, da das geschlagene Holz dorthin transportiert und eingelagert wird. Wer Bäume abschlägt, der sollte auch wieder aufforsten (Försterei), das Holz sollte bald nicht nur eingelagert sondern zu Brettern verarbeitet werden (Sägewerk). So ergibt sich mit der Zeit ein immer komplexer werdendes Netz aus Herstellung und Weiterverarbeitung von verschiedenen Ressourcen und Waren. Beides kann später auch mit anderen Spielern gehandelt werden. Interaktionen mit anderen Spielen beschränken sich jedoch auf den Handel und die Freundeslisten, welche zu einigen Boni beitragen. Kämpfe gegen andere Spieler gibt es nicht.

Neben dem Bauen und Handeln erwarten den Spieler eine Reihe von Quests, die es zu lösen gilt und wofür es Erfahrungspunkte und andere Belohnungen, wie Ressourcen, gibt. Durch die Erfahrungspunkte steigt man genreüblich in der Stufe auf und schaltet so neue Gebäude und Quests frei. Außerdem ersetzen die Aufgaben das Tutorial und sorgen für einen gelungenen Einstieg und einen sanften Anstieg der Lernkurve. Gerade zu Beginn lernt man so die Spielprinzipien um Ressourcen, Gebäude, Handel, Erkundung und Eroberung gut kennen. Trotzdem kann man sich als absoluter Einsteiger schon mal etwas überfordert fühlen von der Komplexität und Fülle der Möglichkeiten. Bis Stufe 16 leitet uns das Spiel mit Hilfe zahlreicher Quests an, dann können wir endlich auch andere Gebiete erobern. Hilfreich ist hierbei die Kampfsimulation: Wir klicken einfach auf das Fragezeichen, dann auf den Ort den wir angreifen möchten und schon berechnet unser virtueller Berater eine Prognose des Kampfes. So wissen wir mit welchen Verlusten wir zu rechnen haben. Neben den Quests gibt es noch die sogenannten „Abenteuer“. Hier schicken wir unseren General samt Armee auf Missionen, an deren Ende meist eine große Schlacht ansteht. Auch hier hagelt es Erfahrungspunkte und andere Belohnungen.

Obwohl das Spiel bereits 2010 an den Start ging enthält es leider immer noch einige Fehler. So sind beispielsweise einige Schaltflächentexte teilweise zu lang und können nicht richtig gelesen werden, da sie abgeschnitten werden. Auch die Übersetzung leistet sich einige Fehler, vor allem bei Ein- und Mehrzahl von Objekten („2 Bauernhof“ statt „2 Bauernhöfe“). Schwerwiegender sind Questbugs wie der folgende: Eine Nebenquest konnten wir nicht abschließen, obwohl wir alle nötigen Aufgaben erfüllt hatten – ärgerlich, weil uns so die Belohnung flöten geht. Ebenso ärgerlich ist es, wenn man ein Gebäude, welches Stufe 12 benötigt, nicht bauen kann, obwohl man auf besagter Stufe ist. Am nächsten Tag war das Gebäude dann übrigens doch verfügbar, obwohl sich unser Level bis dahin nicht erhöht hatte. Auch die Quest ließ sich nun abschließen. Manche Fehler sind scheinbar durch aus- und wieder einloggen zu beheben. Etwas irritierend ist außerdem, dass die Ressourcenleiste am oberen Bildschirmrand nur einige ausgewählte Rohstoffe anzeigt. Warum Holz, Steine und Marmor angezeigt werden, Kupfer, Bronze, Eisen und andere aber nicht ist schwer ersichtlich. Hier hilft nur der Blick in die einzelnen Lagerhäuser.

Besonderheiten

Das Spiel belohnt uns, wenn wir uns täglich einloggen. Dafür erhalten wir Belohnungen, welche jeden Tag etwas größer werden, bis man am siebten Tag ganze 100 Diamanten bekommt. Im Online-Shop bekommt man das kleinste Paket mit 200 Diamanten für 2€, das größte Paket mit satten 24.000 Diamanten kostet ebenso satte 99,99€. Mittels Diamanten lassen sich Bau- und sonstige Wartezeiten verkürzen sowie nützliche Items im Shop kaufen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit einen Premium Status zu erwerben. Für 800 Diamanten erhält man diesen für 7 Tage. In dieser Zeit erhöht sich die gewonnene Erfahrung, die Fördermenge von Ressourcen und es gibt weitere Boni. Trotz der Kaufoptionen bietet Die Siedler Online, im Gegensatz zu manch anderem Vertreter, ein faires free2play-Konzept, viele der erkaufbaren Vorteile bieten nur Zeitersparnis und sind selten spielentscheidend. Auch die Wartezeiten sind erträglich und zwingen uns somit nicht zum Kauf der genannten Vorteile.

Grafik und Musik

Die Grafik ist nett anzuschauen, auch wenn sie sicher niemanden überwältigt. Es ist spaßig den wuseligen Einwohnern bei ihrem Tagewerk zuzuschauen, auch wenn die Animationen etwas hakelig und minimalistisch wirken. Aber der typische Siedler-Charme ist vorhanden, man kann viele liebevolle Details erblicken wenn man sich die Zeit nimmt. Aus vielen Häusern steigt Rauch aus, der Holzfäller wuchtet die Holzstämme in die Luft, der Fischer sitzt in seinem Holzboot und angelt. Gerne möchte man den Einwohnern näher über die Schulter schauen, aber hier macht einem die Kamera leider einen Strich durch die Rechnung. Sie verhindert ein weiteres Heranzoomen, was sehr schade ist. Immerhin gibt es einen Vollbildmodus, der sich im Menü bequem aktivieren lässt.

Das Spiel bietet einen stimmigen Hintergrundsound, der mit viel Vogelgezwitscher und Naturatmosphäre daherkommt. Leider merkt man sehr schnell, dass der Sound in einer Endlosschleife wiedergegeben wird, nach etwa 30-60 Sekunden ebbt der Hintergrundsound ab und spielt von vorne los. Die Sound-Effekte sind ebenfalls sehr minimalistisch, hier hätte man bei einem Spiel mit diesem großen Namen etwas mehr investieren können. Immerhin lässt sich beides, Hintergrund-Sound und Sound-Effekte separat ein- und ausschalten.

Fazit meines Testberichts zu My Free Farm

Die Siedler Online ist nicht umsonst seit 2010/11 mit etlichen Preisen für das beste Browserspiel ausgezeichnet worden, darunter mit dem Deutschen Computerspielpreis 2011. Das Spielprinzip fesselt nach wie vor, der Einstieg und die Lernkurve sind angenehm aufgebaut. Das Spieltempo ist gemächlich, Action und effektreiche Schlachten weichen motivierenden Warenkreisläufen und sorgfältiger Planung des Stadtbaus. Das Siedler-Browsergame kann zweifellos jedem Fan von Aufbaustrategie empfohlen werden, das Reinschnuppern lohnt sich. Zudem hilft eine große Community bei Fragen gerne weiter.

+ Die Siedler-Charme

+ komplexe Warenkreisläufe und Planung

+ angenehme Wuseloptik

+ faires Bezahlmodell

+ angenehme Lernkurve

– vereinzelte Bugs und Fehler

– eingeschränkter Nah-Zoombereich

– magerer Sound

Gesamtwertung:

Spielspaß: 76%

 

Einzelbewertung:

Gameplay: 83%

Grafische Darstellung: 74%

Sound und Musik: 71 %

Webseite:

www.diesiedleronline.de